Visionen...
...für einen Unort“ (Stedingsehre) und „Der Fall Willi Herold“ (Emsland KZ Aschendorf).
Zwei soziokulturelle Projekte, die uns sehr am Herzen liegen, sind die Produktionen in der Reihe „Heimat heute“.
Dabei geht es nicht so sehr um eine historische Aufarbeitung der regionalen Geschichte, als um die Frage, was uns heute „Heimat“ bedeutet. Die aktuellen populistischen rechten Strömungen, die Fragen nach deutscher Leitkultur, der erstarkende Rassismus und die Sehnsucht nach Heimat und Identität bewegten uns, das erfolgreiche Konzept einer „Reise ins Herz der Finsternis“ (Rassismus-Projekt „Hitler in Afrika“) nochmals aufzugreifen, aber diesmal nicht nach Afrika, sondern zu Orten, die für unsere jüngere Geschichte und für Oldenburger „Heimatkunde“ von zentraler Bedeutung sind: Die Stedingsehre in Bookholzberg oder das KZ Esterwegen.
Im Mittelpunkt stehen dabei konkrete Personen – z.B. der niederdeutsche Heimatdichter August Hinrichs (Mitläufer) und Willi Herold, der 19-jährige „Henker vom Emsland“ (Täter) oder Carl von Ossietzky (Opfer). Das Projekt gliedert sich in mehrere Teile, die Recherchen und Planungen, die in einem Aufführungskonzept
Die Inszenierung „Visionen für einen Unort“ sorgte bei Presse wie Publikum für Begeisterung. Jetzt ist ein Film in Planung. Während auf dem Bookholzberg im Jahre 1934 eine Bühne, die Stedingsehre, „als Ehrenmal für die Kraft nordischen Blutes“ wie der Völkische Beobachter schrieb, entsteht, ziehen gar nicht weit von Oldenburg, unter der Knute der SS, die Strafgefangen der Emsland KZ ins Moor, um unter unerträglichen Bedingungen die Hochmoore trocken zu legen.
Auch der Pazifist Carl von Ossietzky aus dem KZ Esterwegen war im Frühjahr 1934 unter ihnen. Zehn Jahre später ist das 1000-jährige Reich fast am Ende. Im April 1945 ereignete sich, kurz bevor die Lager von der britischen Armee befreit werden konnten, eine Tragödie, die sich kaum ein Autor hätte ausdenken können: Der Fall Willi Herold.
Nach „Visionen für einen Unort“ liegt hier ein neuer Arbeitsschwerpunkt dieser Reihe, denn der Prozess Willi Herold fand in Oldenburg statt – und ohne die Probleme mit der Namensgebung der Universität wäre auch diese Geschichte in Vergessenheit geraten.